Heimat und Kultur

Allsemol dengg isch noch droau


Neues Buch vom Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt

 

Der HGV Wenigumstadt bringt ein neues Buch heraus. Worum geht es dabei?

Im Frühjahr hat Edmund Jakob eine Sammlung von Geschichten, Bildern, Gedichten und einem Mundart-Wörterbuch über den Ehrenvorsitzenden des HGV, Günter Deboy, an den Verein übergeben. Bei der Vorstellung in der Vorstandschaft bestand sofort Einigkeit, dass man daraus ein Buch machen sollte, und umgehend begann die Arbeit mit Volldampf, damit es bei der Jubiläumsfeier des HGV am 30. September vorgestellt werden kann. Der Titel des Buches lautet: „Allsemol dengg isch noch droau.“ (Von Zeit zu Zeit denke ich wieder daran.) Es geht um Dinge aus der Vergangenheit, wie sie Edmund als Kind und Jugendlicher erlebt hat.

Der erste Teil des Buches umfasst 50 Geschichten, die er aufgeschrieben hat. Der Clou dabei: Er hat jede Geschichte zweimal geschrieben, einmal in Wilschenimschder Mundart und einmal in Hochdeutsch, also sozusagen „zweisprachig“. Dabei steht die Mundart-Geschichte immer auf der linken Seite, die „Übersetzung“ genau gegenüber auf der rechten Seite. Wer also der Mundart nicht mächtig ist, kann auf der gegenüber liegenden Seite nachschauen. Oder man liest zuerst die hochdeutsche Geschichte und dann die andere Seite, denn die Mundart-Schreibweise ist für Ungeübte manchmal recht schwierig zu lesen.

Die Themen sind aus dem Leben einer kleinbäuerlichen Familie in einem Dorf gegriffen: Tageslauf, Jahreslauf, Lebenslauf, Arbeit, Spiel, Feiertage usw. mit Überschriften wie „Budderfass unn Keesmadde“, „Laiskoamm unn Weschbrengge“ oder „Raiwer unn Schoandarm“. Diese Geschichten erzählen nicht nur aus dem Leben der Familie Jakob, sondern sie können exemplarisch stehen für das Leben der kleinbäuerlichen Familien in den Dörfern während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit. Aufgelockert ist das Ganze durch über 100 Bilder, die Edmund Jakob alle selbst in unterschiedlicher Technik gemalt und gezeichnet hat. Sie zeigen Szenen aus dem damaligen Leben sowie Geräte aus dem Haushalt und aus der Landwirtschaft. Diese Bilder sind jeweils den passenden Geschichten zugeordnet.

Der zweite Teil ist wie ein zweisprachiges Wörterbuch aufgebaut. Er besteht aus zwei Abteilungen: zunächst „Soau hoaun merr sällemools gebabbelt“ (So haben wir damals geredet.), also Dialäggd > Hoauchdeidsch, und dann umgekehrt Hochdeutsch > Dialekt. Da kann man seine Mundartkenntnisse wieder auffrischen und neue (alte) Wörter lernen. Wer weiß denn heute überhaupt noch, was Wörter wie Bennsniggel, Kärfisch, Mollwerd, Schdenner oder gar Päddseemedse bedeuten?

Im letzten Teil sind noch einige Gedichte von Edmund Jakob abgedruckt mit seinen Gedanken zur damaligen Zeit, wie z. B. „Raafsches, Dobbsch unn Higgelschbiel“ und auch zur Zukunft: „Soau koanns oafach nidd weirergäi“.

Dass man dafür fast 350 Seiten benötigt, überrascht nicht. Dankenswerterweise übernimmt die Marktgemeinde einen Teil der Kosten, so dass wir das Buch recht günstig verkaufen können. Es ist schon im Druck und steht ab Monatsende zum Verkauf bereit. Der Preis beträgt 30 €. Schnellentschlossene können es kurzzeitig sogar noch günstiger erwerben, nämlich für 25 €. Das gilt allerdings ausschließlich bei zwei Gelegenheiten:

1.    Bei der Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen des HGV am 30. September um 20 Uhr im Pfarrheim und

2.    bei der Gemäldeausstellung unseres Mitgliedes Günter Kleylein „Wenigumstadt und der Bachgau in Bildern“ in der Alten Kirche am 1. und 3. Oktober jeweils von 14 bis 18 Uhr.

Wer also schnell ist, kann dieses imposante Werk besonders günstig erwerben. (EH)

                        Willy Jakob      1895 bis 1967                                  

Leben und Wirken

(Tabellarische Übersicht)

Willi Jakob wurde  am 8. August 1895 in Wenigumstadt als zweites von sieben Kindern des Bauern Eucharius Jakob und dessen Ehefrau Ida geboren.

Besuch der Volksschule in Wenigumstadt

Humanistisches Gymnasium in Aschaffenburg (4Jahre)

Internat St. Ottilien in Oberbayern (2 Jahre)

Abitur in Dillingen

Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg, Vizefeldwebel

1917 Kriegsgefangener in England bis 1919. Dort genoss er auf Grund seines zeichnerischen Talents einige Freiheiten. Er fertigte Zeichnungen und Skizzen an und sammelte Kunstblätter, die ihm allerdings bei seiner Heimkehr auf dem Kölner Bahnhof gestohlen wurden.

1919 Studium in Würzburg: Kunstgeschichte und Philosophie bei Prof. Knapp (gegen den Willen seiner Eltern). Er verschrieb sich der Kunstmalerei. So war es für ihn ein Glücksfall, dass er während des Studiums bei der Familie Schiestl Unterkunft fand und in der Werkstatt der Schiestl- Brüder praktisch mitarbeiten konnte.

Er lebte zunächst von Restaurierungsarbeiten, der Gestaltung von Notgeldscheinen (meist in Scherenschnitttechnik) sowie Kalender- und Buchillustrationen.

Bedeutsam für sein späteres Schaffen waren einige Reisen, vor allem nach Italien.

Vermutlich durch Vermittlung von Heinz Schiestl erhielt er 1923 seinen ersten Auftrag im Eichsfeld: die Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg.

1924 suchte der Pfarrer von Steinbach, Oswald Kullmann, einen Künstler für ein Wandgemälde in der Wallfahrtskapelle in Etzelsbach, das 1924 entstand. Jakob sagte über dieses Freskogemälde, dies sei das einzige Werk, das ihn zufrieden stelle.

Der Kontakt mit Pfarrer Kullmann war entscheidend für weitere Aufträge im Eichsfeld.

1927 gründete Jakob mit dem Kunstmaler Willi Wolf, einem Schüler von Rudolf Schiestl, ein Atelier in Würzburg in den Räumen der Glasmalerei Rudolf Strobel. Wolf war gleichzeitig Mitarbeiter der Glasmalerei Strobel. Durch die räumliche Nähe zur Glasmalerwerkstatt fand auch Jakob Interesse an der Glasmalerei (1928 Bildstock an der Etzelsbachkapelle), ab 1934 Kirchenfenster im Eichsfeld).

In Steinbach 1929 Etzelsbachkapelle, 1933/ 34 Kirchenerweiterung und Ausgestaltung.

1936/36 Kirchen in Gerbershausen, Kefferhausen, Teistungen, Rimbach, Bernterode (bei Heiligenstadt), Sickerode, Geisleden und Beuren.

Weiteres Betätigungsfeld im fränkischen Raum, z. B.:

1929 Studienseminar der Augustiner in Münnerstadt,

1934 in Würzburg Universitätsklinik, Kasernen, Neumünsterkirche, Heiligkreuzkirche in der Zellerau (1935)

Kirchen in Sandberg 1932, Marktbreitfeld 1938 u. a.

Belgien: 1935/36 gestaltete er zusammen mit Willi Wolf die Franziskanerbasilika Garnstok in Sgraffitotechnik aus (auf Einladung von Kirchenbaumeister Dominikus Böhm)

Letztes Werk vor seinem Kriegseinsatz: Zusammen mit Willi Wolf gestaltete er die westlichen Kirchenfenster in Kleinbartloff.

1941: Einberufung zur Luftabwehr, Russlandfeldzug, später englische Gefangenschaft

Nach dem Krieg war sein Atelier zerstört, die Kontakte zum Eichsfeld durch die Grenzziehung unterbrochen.

Wirkungsschwerpunkt nach dem Krieg wurde Franken:

Augustinereremiten in Würzburg und Münnerstadt,

Ritaschwestern in Würzburg: 3 Tafelbilder im Refektorium, Kreuzweg in der Kapelle (1958)

Marianhiller in Würzburg, Reimlingen und Mönchsdeggingen

Mehrere Kirchen in Franken, u. a. Wenigumstadt

Südafrika (Durban): zwei Altarbilder

Öffentliche Aufträge nach dem 2. Weltkrieg:

Außenfassaden der Zollämter in Alzenau und Regensburg in Sgraffitotechnik (in Regensburg 10 verschiedene Putzschichten)

Im Eichsfeld schuf er 1967 als 72-jähriger ein Monumentalgemälde im Augustinerkloster Germershausen, sein letztes größeres Werk.

 

Er starb am 30. Dezember 1967 und wurde am 1. Januar in Wenigumstadt beerdigt.

 

Nicht alle Werke überdauerten:

Schon während der Nazizeit wurden im Studienseminar Münnerstadt Gemälde übertüncht, als das Seminar in eine Schule umgewandelt wurde.

Viele Werke wurden bei der Bombardierung Würzburgs zerstört.

Wandelnder Zeitgeschmack und Umgestaltungen von Kirchen ließen Werke verschwinden. In der Wallfahrtskapelle „Zeiler Käppele“ versuchte man, den Urzustand weitgehend wieder herzustellen. Dabei wurden zahlreiche Fresken von 1954 überdeckt.

In Hildebrandshausen und Sickerode wurden zwei Gemälde übertüncht, aber bei späteren Renovierungen wieder freigelegt bzw. rekonstruiert.

Ein Deckengemälde ist heute durch eine neue Holzdecke verdeckt; ebenso wurde im Augustinerkloster Germershausen bei der Umgestaltung des Empfangsraumes ein Monumentalgemälde verdeckt. (EH)

Auf den Spuren eines Wenigumstädter Künstlers

Am 30. Dezember jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Wenigumstädter Kunstmalers Willy Jakob. Dieser Künstler war weithin bekannt, in Wenigumstadt können aber heute viele, vor allem jüngere Semester, mit diesem Namen wenig anfangen. Der Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt hat sich deshalb vorgenommen, diesen Mann, der sicher einer der größten Söhne unseres Dorfes ist, wieder ins Bewusstsein zu rufen und seine Leistungen zu würdigen. Der erste Teil dieses Vorhabens fand an seinem Todestag statt, obwohl es „zwischen den Jahren“ von Terminen nur so wimmelt. Deshalb war man im Verein gespannt auf die Resonanz. Erfreulicherweise  füllte sich der untere Rathaussaal mit einer großen Gruppe von Spurensuchern. Willy Jakob hatte ja ein riesiges Pensum in zahlreichen Orten geschafft. Deshalb wollte man sich an diesem Tag ausschließlich auf die Arbeiten beschränken, die er für Wenigumstadt geleistet hat.

Erwin Hegmann eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Referat über das Leben des Künstlers. Im Rathaus waren einige Bilder von seiner Hand ausgestellt, z. B. ein Ölgemälde, das er einem Brautpaar aus Wenigumstadt zur Hochzeit geschenkt hatte. Auch das Marien-Bild, das sich sonst im Maria-Hilf-Bildstock hinter einem dichten Gitter versteckt, war schön zu sehen. Edmund Jakob, ein Neffe des Künstlers, hatte einige kleinere Werke mitgebracht, zumeist Scherenschnitte. Auch das Wenigumstädter Wappen, das im Rathaus hängt, wurde besprochen, denn dafür hatte Willy Jakob mehrere Entwürfe gezeichnet.

Dann ging es ins Freie. Willy Jakob hatte ja 1925 den Gemeinderat davon überzeugen können, den schäbigen Putz an der Fassade des Rathauses zu entfernen, um das darunter vermutete Fachwerk freizulegen. Er übernahm die Gesamtleitung der Arbeiten und verschönerte vier freie Fachwerkfelder mit seinen Bildern. Zur gleichen Zeit gestaltete er den Vierröhrenbrunnen gegenüber um und ließ von der Bildhauerfamilie Schiestl in Würzburg die Sebastiansfigur anfertigen. So wurde der Brunnen zum Sebastiani-Brunnen und gleichzeitig zum Kriegerdenkmal.

Die Spurensucher machten dann einen kleinen Spaziergang zu Stellen, die auf seinem Lebensweg bedeutend waren: zunächst zu seinem Geburtshaus in der Hagebornstraße, zu seinem zeitweiligen Wohnhaus Friedhofstraße 1, dessen Giebel ein Bild von der Hand Willy Jakobs ziert, und schließlich zu seinem Grab. Diese Grabstätte wurde ja wegen der Bedeutung dieses Mannes von der Gemeinde in die Liste der erhaltenswürdigen Grabstätten aufgenommen.

Das letzte Ziel war die Pfarrkirche St. Sebastian. Dort leitete er 1953 die Umgestaltung des Innenraumes. Er malte den Chorbogen völlig neu aus und schuf die Bilder an der Emporen-Brüstung und am Josefsaltar. An der Empore ist übrigens eine Skurrilität zu entdecken, die kaum jemand kennt: Der Apostel Philippus hat elf Finger (Kein Witz!). Als Erwin Hegmann behauptete, es gebe etliche Menschen, die auch elf Finger haben, wollte das zunächst niemand glauben. Doch bei einem Test, zu dem sich der 2. Bürgermeister Müller bereit erklärte, wurden erstaunlicherweise auch bei ihm elf Finger gezählt.

Willy Jakob

Sein Wirken in Wenigumstadt 

Brunnen

1925 leitet Willy Jakob die Umgestaltung des Vierröhrenbrunnens (Entwurf). Er veranlasste die Schaffung einer Sebastiansfigur auf der Brunnensäule durch den bekannten Würzburger Bildhauer Heinz Schiestl, bei dem er während seines kunsthistorischen Studiums wohnte. Der Brunnen wurde zum Sebastianibrunnen und zugleich auch zum Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten des I. und später auch des
II. Weltkrieges. (Bild 01)

Rathaus

1925 legte Jakob das lange verputzte Fachwerk-Obergeschoss des Rathauses frei und malte in vier Fachwerkfelder Fresken. 1953 gestaltete er während der Rathaus-Renovierung die Bilder in Kratzputztechnik neu. Diese Bilder mussten bei der Renovierung 1999 – 2001 wegen erheblicher Schäden, vor allem durch den Straßenverkehr, erneuert werden. (B. 02,03)

Themen:          Bauernkrieg (1525) 
Dreißigjähriger Krieg (1648)
Bauhandwerker
Einzug des Wallonen

Postkarte

Nach der Fachwerkfreilegung und Neugestaltung des Rathauses 1925 zeichnete er eine Postkarte. (B. 04)

Maria-Hilf-Bildstock

1953 malte er das Bild für den Bildstock hinter der Katzenbrücke. (B. 05, 06)

Wappen

1955 beschloss der Gemeinderat, ein Wappen zu beantragen, das am 1. August 1957 genehmigt wurde. Jakob hatte dazu mehrere Entwürfe gestaltet. (B. 07)

Kirche: Gesamtleitung der Renovierung und Umgestaltung 1952/53

Neubemalung des Chorbogens (B. 08, 09)
Bilder in den Feldern der Emporen-Brüstung (B. 10)
Josefs-Altar: Predella: Bilder von König David und Moses (B. 11, 12)

Haus Friedhofsstraße 1                                                                                                             

Holzbild in der Giebelwand (B. 13)

Ölgemälde (Landschaftsbild)

Dem Brautpaar Paul und Maria Heßmann schenkte er zur Hochzeit ein Ölgemälde. (B. 14)

Ortschronik

Die geplante Chronik war bei seinem Tod noch nicht fertig.

Was er noch vor hatte

Er wollte noch die Gänge der Neuen Schule und den Hauseingang seines Neffen Edmund Jakob mit Fresken verschönern.

Interessanter Vortrag über den Kunstmaler Willy Jakob

Der Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt wollte den einheimischen Kunstmaler Willy Jakob anlässlich seines 50. Todestags in den Köpfen der Wenigumstädter wieder lebendig werden lassen. Das scheint gelungen zu sein. Denn schon an seinem Todestag hatte sich eine Gruppe Interessierter  unter dem Motto „Auf den Spuren eines Wenigumstädter Künstlers“ auf den Weg gemacht, um in Wenigumstadt Spuren seines Lebens und Wirkens zu entdecken. Am letzten Freitag bot der HGV einen Vortrag zum Gesamtwerk Willy Jakobs an. Referent war Peter Anhalt aus dem Eichsfeld. Dort war in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts das Hauptwirkungsfeld des Künstlers. Nach den Zweiten Weltkrieg war der Zugang zum Eichsfeld durch den „Eisernen Vorhang“ abgeriegelt.

Zunächst erzählte Edmund Jakob, ein Neffe des Künstlers, einiges aus dem Leben seines Onkels. Sein Geburtshaus, das es heute noch in stark veränderter Form gibt, war damals viel kleiner, die gesamte Wohnfläche betrug nur knapp 60 Quadratmeter. Dort lebte er mit seinen sieben Geschwistern, seinen Eltern und zwei ledigen Schwestern seines Vaters. Wie sie das geschafft haben, ist für uns heute ein Rätsel. („Haben die Kinder in der Schublade geschlafen?“)

Der Referent Peter Anhalt hat sich viele Jahre intensiv mit Willy Jakob beschäftigt und auch eine Veröffentlichung herausgebracht. Günter Deboy vom HGV ist deshalb im letzten Jahr ins Eichsfeld gereist. Dort konnte er diesen Mann aufspüren und für einen Vortrag in Wenigumstadt gewinnen. Trotz der schwierigen Witterungsbedingungen und eines Sturmschadens an seinem Haus hielt er seine Zusage ein. Der Pfarrsaal war voll besetzt, und die Besucher staunten, was dieser Mann nicht nur über die Werke, sondern auch über die Person und das Leben Willy Jakobs weiß. So nimmt er an, dass er manche hübsche, junge Frau in seinen Bildern verewigt hat. Auch seine Ehefrau Rosa  („Röschen“) brachte er ja aus Thüringen mit. Anhalt versuchte vor allem, den weiten Rahmen von Jakobs künstlerischem Wirken darzustellen. Dieser hatte ja Kunstgeschichte und Philosophie studiert. So konnte er sich in die verschiedensten Stilformen hineindenken und für jede Kirche die passenden Bilder schaffen. Nach dem Krieg nahm er auch Aufträge für weltliche Bauten an. Als er mit 72 Jahren starb, hatte er seine Vorhaben noch nicht alle vollenden können. Edmund Jakob erklärte, er habe nicht nur die neue Wenigumstädter Schule, sondern auch seinen eigenen Neubau mit Fresken verschönern wollen. Auch seine schon begonnene Arbeit für eine Ortschronik konnte er nicht mehr fertigstellen. Aber es ist bewundernswert, was für ein riesiges Pensum er geschafft hat.

Der HGV hatte für diesen Abend auch einige Originale ausgestellt und eine Fotoausstellung mit einem kleinen Ausschnitt aus seinem Wirken vorbereitet, die reges Interesse fand. Der HGV freut sich, dass so viele Wenigumstädter und auch einige Auswärtige den Weg zum Pfarrheim gefunden haben, und die Reaktionen waren äußerst positiv. (EH)

Kurioses aus der Kirche

Die Felder der Emporen-Brüstung in der Wenigumstädter Kirche hat 1953 der Kunstmaler Willy Jakob aus Wenigumstadt ausgemalt, dessen 50. Todestag der Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt vor kurzem beging. Bei diesem Werk hat ein junger Künstler, namens Held mitgearbeitet. Die Bilder zeigen in der Mitte Christus, flankiert von zwei Engeln, außerdem den „Frankenapostel“ Kilian und den „Apostel der Deutschen“ Bonifatius. Auf der linken und rechten Seite sind jeweils sechs Apostel dargestellt.

Einer dieser Apostel hat eine Besonderheit, die auch auf der Tafel vor der Kirche erwähnt ist: Er hat nämlich elf Finger. (Es ist allerdings nicht Philippus, wie er dort genannt wird, sondern Thomas.) Der Hl. Thomas ist der Patron der Baumeister und Zimmerleute und wird mit einem Winkelmaß dargestellt. Dieses Werkzeug hält er mit der linken Hand. Auf der Vorderseite des Winkelmaßes liegen fünf Finger, der Daumen, der es von hinten hält, ist logischerweise nicht zu sehen. Fünf Finger der linken Hand plus ein Daumen ergibt insgesamt sechs Finger an der linken Hand, zusammen mit den fünf Fingern der rechten Hand ergibt es die Zahl Elf.

Nun wurde schon oft gerätselt, warum? Hatte Thomas wirklich elf Finger? Das ist aber biblisch nicht belegt. Oder hat sich der junge Künstler verzählt, oder war es schlicht ein Versehen? Oder hat sich der junge Kollege Held einen Scherz erlaubt, sozusagen eine „Heldentat“? Oder hat er diese Bilder in der Faschingszeit gemalt und wurde dadurch inspiriert? Diese Frage wird wohl nicht mehr geklärt werden können. (EH)

Willy Jakob, ein fast vergessener Künstler

Ein neues Buch zum Jubiläum des HGV

Wie bekannt, feiert der Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt am Samstag, 3. November um 20 Uhr im Pfarrheim Wenigumstadt sein 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass stellt der HGV ein neues Buch vor, das sich mit dem bekanntesten Wenigumstädter Künstler befasst. Es trägt den Titel: „Willy Jakob, ein fast vergessener Künstler“.

Wie kam es zu diesem Buch?

Willy Jakob war 50 Jahre nach seinem Tod in den Köpfen vieler Wenigumstädter kaum mehr präsent. Als Erwin Hegmann in seinen Unterlagen entdeckte, dass sich Jakobs Todestag am 30.12.2017 zum 50. Mal jährt, dachte er, das sei ein Grund, an ihn zu erinnern. Edmund Jakob, ein Neffe des Künstlers, hatte schon umfangreiches Material über seinen Onkel gesammelt und sagte seine Unterstützung zu dem Vorhaben zu. Auch Günter Deboy war von der Idee sehr angetan. Er setzte sich mit Peter Anhalt in Verbindung. Dieser hatte schon lange über Jakobs Arbeit im thüringischen Eichsfeld geforscht, wo er bis zum 2. Weltkrieg intensiv wirkte. So entwickelten sich im HGV nach und nach Ideen, wie man die Erinnerung an Willy Jakob wach halten könnte. Es wurde Material gesichtet, geordnet und weiter geforscht. Weil Grabstellen nach 50 Jahren verfallen, stellte der Verein den Antrag an die Marktgemeinde, sie in die Liste der erhaltenswürdigen Grabstätten aufzunehmen. Dem wurde zugestimmt.

Nach einigen Veröffentlichungen in der Presse bot der HGV am Gedenktag eine Führung an. Sie zeigte alle Arbeiten Jakobs in Wenigumstadt und dazu noch einige Originalbilder aus Privatbesitz. Auch sein Geburtshaus, sein zeitweiliges Wohnhaus und sein Grab waren Ziele. Einige Wochen später hielt Peter Anhalt im Pfarrheim einen Vortrag über Willy Jakob mit dem Schwerpunkt Eichsfeld. Der Geschichtsverein gestaltete dazu eine Fotowand und präsentierte einige Originalgemälde. Als die große Bandbreite des umfangreichen Werkes des Künstlers immer mehr zum Vorschein kam, regte der 1. Vorsitzende des Vereins, Reinhold Emge an, all das in einer Art Dokumentation zu sammeln, um es für die Nachwelt zu erhalten. Daraus entstand schließlich dieses Buch.

Was findet man in diesem Buch?

Reinhold Emge schrieb das Vorwort. Edmund Jakob und Günter Deboy verfassten eine Kurzbiographie über Leben und Wirken Jakobs. Edmund Jakob fasste außerdem alle bekannten Werke in zwei Werkeverzeichnissen zusammen: einmal zeitlich geordnet nach dem Jahr ihrer Entstehung und einmal nach den Orten, in denen sich die Kunstwerke befinden. Peter Anhalt schrieb vier Beiträge. Zunächst über ein besonderes Kriegerehrenmal in Hildebrandshausen. Dann über ein Bild im bedeutendsten Wallfahrtsort des Eichsfeldes, Hülfensberg. Dort geriet Jakob in der Nazizeit in den Verdacht, ein Kommunist zu sein. Er hatte nämlich auf einem Bild, das den Hl. Wendelin als Patron der Bauern und Arbeiter zeigt, neben anderen Symbolen einen Hammer und eine Sichel gemalt. Der Hammer musste übermalt werden. Schließlich schrieb er noch zwei Beiträge über „Kneipenkunst des Kirchenmalers“ und „Willy Jakob als Illustrator“. Erwin Hegmann informiert im letzten Kapitel über alle Werke, die er in Wenigumstadt geschaffen hat. Die Nachforschungen gingen und gehen auch heute weiter. Deshalb wurde noch ein Ergänzungskapitel eingefügt. Das letzte Bild zeigt eine Postkarte, die Willy Jakob am Tag vor seinem Tod an die Witwe eines Freundes geschrieben hat.

Das Buch im Großformat hat 65 Seiten und enthält etwa 150 Bilder aus allen Schaffensbereichen des Künstlers. Eine wahre Fundgrube! Wegen zugesagter Zuschüsse kann es der Verein für 15 € anbieten. Die erste Gelegenheit, es zu erwerben, ist beim Jubiläumsabend des Heimat- und Geschichtsvereins. Dazu ergeht herzliche Einladung an alle Interessierten.

Oktober 2018

Erwin Hegmann


    Lied des Heimat- und Geschichtsvereins
Melodie: „Eine Seefahrt, die ist lustig“                      
Text: Emil Pfeifer 
1. Wir sind die Geschichtsvereinler,
pflegen Heimatkunde auch,
passen auf, daß nichts verlor`n geht,
was bei uns einmal so Brauch.
Hollahi......... 
2. Alle Kreuze, Bildstöck‘,
Marterl sind genaustens registriert.
Wenn sie sind in schlechtem Zustand,
wer`n sie von uns restauriert.
Hollahi......... 
3. Sterbebildchen, alte G`schichten,
alte Mundart sammeln wir,
durch uns wird’s Archiv geordnet
von der Altgemeinde hier.
Hollahi......... 
4. Festgehalten wer`n im Bilde
alle Häuser und die Leut‘,
daß die nach uns dann auch wissen,
wie`s hier ausgesehen heut.
Hollahi......... 
5. Gar zu gerne woll`n wir wissen,
wo’s verscholl`ne Biebigheim,
das im 15. Jahrhundert von der
Pest gesucht wurd‘ heim.
Hollahi......... 
6. Schöne Ausflüg‘, Wanderungen steh`n bei uns im Jahr`sprogramm
und wir merken uns dann immer,
wo wir gut gevespert ham.
Hollahi......... 
7. Unser Heim, die Alte Schule,
ist jetzt Hochburg vom Verein,
feiern tun wir in der Mühle, auch beim Forschler kehr`n wir ein. Hollahi.........  
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